Fernsehen macht kleine Kinder dumm

Als die Elfe gerade einmal ein halbes Jahr alt war, unterhielten sich die Mütter bei einem Spieltreff darüber, mit welchen Videos man denn Babys am besten fördere. Besonders warm empfohlen wurden Videos mit so vielversprechenden Namen wie „Baby Einstein“. Ehrlich gesagt bin ich aus allen Wolken gefallen, wäre ich doch nicht im Traum darauf gekommen, die Elfe mit dem Schnuller im Mund vor den Fernseher zu setzen und mir dabei auch noch einzubilden, dass ich sie damit besonders fördere.

Dringend vom Fernsehkonsum für Untervierjährige raten auch die Wissenschaftler der Universität von Montreal ab. In einer mehrjährigen Sudie untersuchten sie die Auswirkungen des Fernsehkonsums von Zweijährigen auf deren akademische Leistungen, deren Lebensstil und ihr allgemeines Wohlbefinden in späteren Jahren. Die Ergebnisse erschreckten sie selbst: Zehnjährige mit hohem Fernsehkonsum als Kleinkind waren im Schnitt um 6% schlechter in mathematischen Fächern, machten um 7% weniger im Unterricht mit und waren um 10% weniger körperlich aktiv. „Sie sind später häufiger Opfer von Mobbing in der Schule, haben einen inaktiveren Lebensstil, essen mehr Junkfood und haben dadurch auch einen höheren Body Mass Index.“ Stellt Linda S. Pagani, Professorin für Psychologie an der Universität von Montreal, fest. Anders als die oben erwähnten Mütter ist die Wissenschaftlerin der Meinung, dass jede Stunde Fernsehen im Alter zwischen zwei und vier Jahren die Entwicklung verzögern und exzessiver Fernsehkonsum zu ungesunden Gewohnheiten führen kann. Mehr dazu findet ihr hier.

Bei Studien muss man immer vorsichtig sein, wenn man nicht beurteilen kann, ob evtl. noch andere Faktoren eine Rolle spielen bzw. ob das Fernsehen hier die Ursache oder die Wirkung war. Sprich, ob die Kinder vor dem Fernseher geparkt wurden, da man sich nicht mit ihnen beschäftigen wollte, und sie daher auch sonst nicht gefördert wurden. Trotzdem bleibt für die Elfe der Fernseher erst einmal aus – auch nach ihrem zweiten Geburtstag. Es gibt doch sooo viel schönere Dinge, die man gemeinsam machen kann: Basteln, Bücher lesen und Sauerei machen zum Beispiel.

So, jetzt bin ich mal gespannt, wie die anderen Teilnehmer der Eltern-Kind-Blogparade das Thema Mediennutzung von Kindern sehen. Ein Tipp habe ich noch und zwar wie man kleine Genies schafft. 😉

14 Gedanken zu “Fernsehen macht kleine Kinder dumm

  1. Hi,
    hihi also Baby Einstein hab ich ja noch nie gehört und wäre auch nicht auf die Idee gekommen, meinem Baby das vorzuspielen…
    Ja du hast recht, es gibt schönere Dinge die man mit einer 2 järhigen machen kann als fern zu sehen!

    Liebe Grüße jassi

  2. Bei uns steht der Fernseher im Hobbykeller und wir Eltern sehen nur ganz gezielt Sendungen, die wir vorher aufnehmen. Unsere Wohnung ist also TV-frei. Das große Kind (wird bald 4) darf ab und zu als Belohnung einen Film von Eisenbahnen sehen, den mein Mann vorher bei Youtube ausgesucht und runtergeladen hat. Das Baby hypnotisiere ich mit Sachgeschichten aus der Sendung mit der Maus (gibt es als Videopodcast), wenn ich ihm die Fingernägel schneide, also nur ein paar Minuten alle …öhm… zehn bis 14 Tage oder so.

    Ich telefoniere eher wenig, schreibe nur selten SMS und versuche, meine Computerzeiten so zu legen, dass die Kinder dann schlafen bzw. das große in der Kita ist. Ich denke, dass es eine große Rolle spielt, was man so vorlebt. Ich lese lieber Bücher oder schreibe mit der Hand oder rechne etwas auf dem Papier aus, wenn die Kinder dabei sind, damit sie das als normal erleben.

    Liebe Grüße,
    Henriette

  3. Selbstgemachte Badewannenfarbe, super. Vielen Dank für den Tipp. Das hab ich mir gleich mal aufgeschrieben und wird unter Garantie ausprobiert. Klar machen Sauereien viel mehr Spaß als Fernsehen. Ich freue mich schon darauf wenn wir an der frischen Luft wieder jede menge Quatsch ähh Matsch mit Wasser, Seife, Kreide und Co machen können.

    LG Romy

  4. oh wie schön, wieder ein Bericht, der mir so richtig aus der Seele spricht und ich bin froh, dass ich mit meiner Meinung nicht ganz alleine stehe. Auch wenn ich dafür oft belächelt werde, bleibe ich trotzdem standhaft und beziehe auch die Großeltern mit ein. Wer dem Kind etwas schenken möchte, der muss das vorher mit mir absprechen, Sachen wie Konsolen, „Lerncomputer“ etc. sind einfach tabu und würden bei mir keinen Einlass finden, das wissen nun alle und halten sich entsprechend zurück. Ich möchte niemandem vorschreiben, was er zu schenken hat, doch nehme ich mir die Freiheit zu sagen, was ich für meine Tochter nicht haben möchte 🙂 Ein sehr schöner Bericht, gefällt mir ausgesprochen gut!!! LG von Nicole

  5. Ich bin jetzt auch wirklich entsetzt von „Baby Einstein“, dabei bin ich sonst gar nicht so naiv und weiß durchaus, dass es Menschen gibt, die ihre Kinder den ganzen Tag vor dem Fernseher parken. :/

  6. Danke für Deinen Bericht!

    Wohin es führt, wenn schon Säuglinge der Flimmerkiste ausgesetzt sind, erlebe ich seit Jahren in unserem Haus.

    Entsetzt war ich damals, als die junge Mama klagte, dass ihr Baby (ca. 7 Monate) nicht schlafen wollte – es lag im Reisebett vor dem laufenden Fernseher. Als ich die Mama dezent darauf hinwies, vielleicht mal das Gerät auszuschalten, bekam ich zur Anwort, da schaue er sowieso nicht hin, weil es ihn nicht interessieree.

    Heute, 5jährig, wird das Kind vor die Kiste gesetzt, wenn Mutti das Zimmer verlässt, um irgendeine hausfrauliche Tätigkeit zu verrichten. Es dauert keine zwei Miuten, dann rennt Kind laut „Muttttttiiiii!“-schreiend hinterher, weil sie Angst vor einem Monster hat.

    Nunja, draußen spielen darf das Kind nur kurzzeitig- was heißt spielen , spazieren schleichen mit Mutti an der Hand trifft es eher – es könnte ja Angst vor den Nachbarn, Verwandten oder anderen Kindern bekommen (die hat es schon lange)…

    Dein Artikel spricht mir deshalb besonders aus der Seele und dem Herzen.

    Gruß von elsie, die erwachsene Kinder hat, von denen vor allem der ältere Sohn auch den Fernseher zu seinem Lieblingsbegleiter erkoren hat

  7. Danke für eure Kommentare! Ich hatte eigentlich mit mehr negativer Kritik gerechnet, da ich den Text ja schon etwas provokant formuliert habe. Es freut mich, dass scheinbar doch einige das mit dem Fernsehen so ähnlich sehen wie wir.

    Liebe Grüße Karin

  8. Oh weh – mit Videos Kinder fördern….
    Wer kommt denn auf so eine Idee. Ich bin der Meinung das man Kinder mit Spielen, vorlesen und viel draußen spielen am besten fördern kann….

  9. Ich mag Studien übrigens aus den Gründen nicht, die Du im letzten Teil angesprochen hast. Ich bin zwar auch jemand, der sehr wohldosiert mit dem Medium Fernseher etc umgeht, aber ich denke schon, dass es durchaus eine Rolle spielt was und wieviel ein Kind in den Jharen gesehen hat und auch ab wann und nicht generell daran ob es den Fernseher kennt udn ab und zu etwas sieht. Baby Einstein kenne ich nicht, aber dass sich Mütter über derlei angeblicher Förderung unterhalten, ja das kenne ich – in solchen Momenten rede ich gerne darüber wie schön die Natur so ist 😉

    Liebe Grüße
    Elli

  10. Ich bin gerade eben zufaellig vorbei gekommen. Gefaellt mir bis jetzt gut.

  11. Mein Enkel hat auch Ferngesehen , man hätte ihn ohne Kontrolle Stundenlang vor dem Kinderprogramm parken können allerdings war das englisches Kinderfernsehen CBBC, sehr lehrreich , unser Enkel ist 12Jahre alt und hat einen Notendurchschnitt von 1.75 und spielt Fussball …………….

  12. Pingback: Mediennutzung mit kleinen Kindern + Clempad von Clementoni | Mamagie

  13. So verrissen Gaming auch ist, so ist durch psychologische Studien erwiesen worden, dass
    spielen, eine gewisse Reife des Spielenden vorausgesetzt, förderlich für den Geist des Spielers sein kann.
    Beim Spielen lernt der Gamer mit Spaß und ohne den Druck Konsequenzen tragen zu müssen schneller als üblich zu Entscheiden und seine Prioritäten zu setzen. Einige Spiele vermitteln überdies noch Basics über Wirtschaftlichkeit und fördern die kognitiven Fähigkeiten des Spielers.
    Selbst die verpönten MMOs können doch in einigen Fällen den vorgeschobenen Effekt der sozialen Verwahrlosung} umkehren. Der Spielende kann mitunter so manchen unfreundlichen Leuten begegnen, doch findet man häufig just in seinem favorisierten Game Gleichgesinnte.

    Alles in allem: das Daddeln ist geil! Ungeachtet des Spiels und ob PC,
    Konsole,Handy,etc. , Spielen ist Kultur.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Leider hatten wir in letzter Zeit einen Spam-Angriff, daher müsst ihr jetzt rechnen - aber: Ihr schafft das schon! ;-) *